Wer sich mit Markenstrategien und Markenkommunikation für Stadtwerke beschäftigt, kommt am Thema Nachhaltigkeit nicht vorbei. Das will ich auch gar nicht, im Gegenteil: Nachhaltigkeit ist für mich eines der Top-Themen, wenn es um den Markenaufbau für Stadtwerke und regionale Energieversorger geht. Immer wieder irritiert bin ich allerdings davon, dass Nachhaltigkeit zu oft von Umwelt- und Klimaschutzthemen dominiert wird.
Nachhaltigkeit hat für viele Unternehmen immer noch die Farbe Grün
So verknüpfen immer noch viele Unternehmen mit Nachhaltigkeit allein die Farbe Grün – und blenden dabei so viele wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit aus. Frieden und Gerechtigkeit, Vielfalt, Chancengleichheit und die Einhaltung der Menschenrechte – all das sind die Werte, die Menschen in Befragungen nennen, wenn es um eine nachhaltigere Entwicklung und bessere Zukunft geht.
Sozial-ethische Nachhaltigkeitsdimensionen kommen oft zu kurz
Ich finde: Sie haben absolut recht. Denn die sozial-ethischen Dimensionen von Nachhaltigkeit haben meines Erachtens einen genauso so hohen Stellenwert wie die ökologisch-umweltschutzbezogenen Faktoren, auf die die Nachhaltigkeitsdiskussion hierzulande allzu oft verengt wird.
Stadtwerke und EVU sind Nachhaltigkeits-Allrounder
Aber warum ist mir das so wichtig? Ganz einfach: Weil die Stadtwerke und EVU wahre Nachhaltigkeits-Allrounder sind. Und tatsächlich versetzt es mich immer mal wieder in Erstaunen, wie groß, bunt und vielfältig die Nachhaltigkeitspalette ist, die Stadtwerke und EVU in Städten und Regionen zeigen können.
Kommunale DNA, Wirtschaftsmotor, Top-Arbeitgeber am Standort – wenn das nicht nachhaltig ist
Schauen wir uns das mal näher an: Als Kommunalunternehmen gehört ihr auf Gemeinwohl ausgerichtetes Handeln praktisch zur Unternehmens-DNA, als Infrastruktur-Entwickler liegt bei ihnen automatisch die Verantwortung für die Energiewende vor Ort, Stadtwerke engagieren sich als Sponsoren lokal, sind Wirtschaftsmotor am Standort und in der Region und gehören zu den verlässlichsten Arbeitgebern und sind vor allem Ausbildungsbetriebe. Kurz: Stadtwerke gehören per Gründungsauftrag zu den nachhaltigsten Unternehmen, die man sich nur vorstellen kann.
Aber was damit anfangen? Wie kann man das Stadtwerke-Talent zur Nachhaltigkeit selbstbewusst nach außen tragen, ohne prahlerisch zu wirken? Wie setzt man all die Leistungen in Szene, damit sie bewusst und als Pluspunkt auf der Nachhaltigkeitsliste auch wahrgenommen werden? Denn eines ist sonnenklar: Kund:innen lieben nachhaltige Unternehmen – und Stadtwerke sollten ihren nachhaltigen Facettenreichtum unbedingt auch zeigen. Hier drei Bereiche, in denen Stadtwerke mit Nachhaltigkeit punkten können:
1. Nachhaltigkeit stärkt Markenvertrauen
Seit vielen Jahren gilt Nachhaltigkeit als wichtige Komponente für Markenvertrauen. Bisher ging es dabei allerdings vor allem um die grüne Nachhaltigkeit – und die hat an der einen oder anderen Stelle einen Riss bekommen. Denn für die Presse waren Grünanstriche von Unternehmen ein gefundenes Fressen, und auch Verbraucher:innen haben mittlerweile ein feines Näschen für ehrliche Absichten und fadenscheiniges Green-Washing.
Echtes Vertrauen zu Marken entsteht durch Markenversprechen, die Unternehmen über einen langen Zeitraum mit echten Leistungen immer wieder einlösen. Und wer tut genau das jeden Tag mit einer sicheren und zuverlässigen Versorgung? Richtig, Stadtwerke.
2. Nachhaltigkeit ist Motor für Lebensqualität
In der Vision oder im Markenkern von Stadtwerken geht es meistens um die Steigerung der regionalen Lebensqualität. Nachhaltigkeit ist einer der Treiber dafür. Klar, es geht es hier auch um grüne Themen, also um Umwelt- und Klimaschutz, darum, in einer intakten Welt und Umwelt zu leben und das auch für die eigenen Nachkommen zu garantieren.
Aber Lebensqualität heißt auch mobil sein – zum Beispiel mit öffentlichen Verkehrsmitteln -, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben oder in der Freizeit im Hallen- oder Freibad vor der eigenen Haustür ins kühle Nass springen zu können. Und weil wir schon beim Thema sind: Der sichere Zugang zu ausreichend sauberem Trinkwasser wird in den nächsten Jahren zu einem der entscheidenden Standortfaktoren und damit auch zu einem der zentralen Kriterien für Lebensqualität werden. Und hier werden Stadtwerke, die das Lebensmittel Nummer 1 in die Haushalte bringen und für die höchsten Qualitätsstandards sorgen, ebenfalls eine zentrale Rolle spielen.
Nachhaltigkeit entsteht durch Nähe
Strom und Erdgas können viele Unternehmen liefern, von überall her, zu günstigen Preisen. Vor Ort, bei den Bürger:innen und Kund:innen, sichtbar in den Kundenzentren mitten am Marktplatz oder neben dem Rathaus – das sind nur die Stadtwerke oder Regionalversorger.
Und die Nähe von Produzent und Konsument sorgt für ein gutes Gefühl. Die Welt kommt näher, wird etwas kleiner, überschaubarer, persönlicher. So wie der Brotkauf beim Hofladen um die Ecke sich einfach besser anfühlt, und das Brot einfach besser schmeckt, weil es frisch ist – so fühlen sich auch Stadtwerke für viele Kund:innen einfach besser an. Stadtwerke-Mitarbeiter:innen kann man sehen, man kann ihnen über den Tisch etwas zeigen, Stadtwerke-Mitarbeiter:innen sprechen die Sprache und oft den Dialekt ihrer Kund:innen, kommen aus derselben Gegend, teilen dieselbe Heimat.
Das schafft Nähe und ein Interesse an persönlichen Kontakten, an langfristigen Beziehungen, die im besten Fall ein Leben lang andauern. Einfach nachhaltig eben.